Eine durchschnittliche Webseite erzeugt 0,5 Gramm CO₂ pro Seitenaufruf1. Die globale Anzahl Webseiten per August 2022 beläuft sich nach einer aktuellen Studie2 auf mehr als eine Milliarde Domains, nämlich 1.139.467.659. Das leider zwingende Fazit daraus: Die Mehrzahl aller Webauftritte sind eine gigantische Dreckschleuder! Sie torpedieren die Bemühungen von Wirtschaft und Gesellschaft zur Reduktion des Karbon-Ausstoß und zur Gewährleistung von mehr Nachhaltigkeit. Einer der Lösungsansätze für diese Herausforderung ist: Green Coding.
Die Nachhaltigkeit einer Internetseite lässt sich – vereinfacht formuliert – bei der Prüfung einer Webseite anhand des Stromverbrauchs der beim Aufruf einer Seite involvierten Server und Computer eruieren. Der Energiehunger von Webservern und der Infrastruktur der Internet-User wiederum wird gesteuert durch die Programmcodes, die einer Internet-Webseite ihre jeweilige Form und Funktionalität gewährleisten.
Was bedeutet Green Coding bei Webseiten?
Eine umweltfreundliche Webseite besteht im Idealfall aus der Kombination von grüner Energie für die eingesetzten Serverfarmen (indirekte Nachhaltigkeit einer Webseite) und optimierter Programmierung (direkte Nachhaltigkeit von Internetseiten).
Programmcode einer Webseite lässt sich mit einer globalen Sprache vergleichen, die von Servern, Applikationen und Browsern verstanden wird. Wie bei jeder anderen Sprache lassen sich auch mit den drei wichtigsten Programmsprachen HTML5, JS, und PHP Sachverhalte elegant und einfach auf den Punkt bringen. Oder verschwurbelt, langwierig und kompliziert formulieren. Es geht – das ist die erste wichtige Erkenntnis – beim Green Coding im Grundsatz nicht in erster Linie um die Reduktion von Funktionalitäten einer Webseite. Sondern darum, effizient und zweckgebunden zu programmieren und dadurch Nachhaltigkeit zu gewährleisten. Selbstverständlich ist das nicht:
Wer eine Webseite erstellt, steht in der Regel unter Zeit- und Kostendruck. Viele Software-Pakete werden darum in Form von Pagebuildern erstellt. Zusatz-Funktionen werden aus Gründen der Effizienz aus älteren Projekten umkopiert und mit neuem Codezeilen erweitert. Eine der Folgen daraus sind aufgeblähte Programmcodes. Je komplexer und größer die Datenmengen, desto mehr Energie verbrauchen Transportsysteme (Server) und Lesegeräte (Browser), um die Software zu lesen, zu verstehen und zu verarbeiten. Damit steigt der CO₂-Output.
Grafik 1: CO₂-Impact pro Kalenderjahr (Anzahl Seitenaufrufe x Energieverbrauch pro Visit). Estimate, Details siehe Fußnote.
Drei einfach verständliche, konkrete Beispiele von Webseiten aus dem Alltag belegen Wichtigkeit und Wirkung von Green Code:
Beispiel 1 für aufgeblähte Software: Content-Management-Systeme (CMS) wie Wix oder Joomla liefern in ihren Stylesheets immer auch Anweisungen (Code) für kyrillische, arabische, japanische und Dutzende weitere Sprachen, die auf einer Webseite nie zum Einsatz kommen. Für Green Coding ein Quick Win: Code, den eine Webseite nicht für ihre Funktionsfähigkeit benötigt, wird händisch entfernt. Die CO₂-Bilanz verbessert sich damit sofort.
Beispiel 2: 99 % aller Webseiten haben keine Befehle implementiert, wie das Crawling (die automatisierte Erfassung der Webseiteninhalte durch Suchmaschinen) erfolgen soll. Deshalb registrieren Google, Bing, Yandex oder DuckDuckGo absolut identische Inhalte von Webseiten gleich dutzendfach. Etwa als Seite oder Beitrag, als Feed und als Shortlink. Dies, um dann in der Folge – und erneut mit hohem Energieaufwand – diese Mehrfachnennungen wieder aufwendig auf ein einziges Link in den Suchresultaten zu reduzieren. Green Code definiert darum Crawl-Strategien. Der Energieverbrauch wird reduziert. Und zusätzlich verkürzt sich die Zeitspanne, in der neuer Content auf der eigenen Website erkannt und indexiert wird.
Beispiel 3: Fotos, Grafiken und Animationen werden oftmals ohne vorhergehende, technische Optimierung für den Interneteinsatz in Webauftritte eingebunden. Aber: Jedes Kilobyte, das beim Aufruf einer Webseite übertragen wird, kostet Energie. Eine verlustlose Kompression von Mediendaten, zusammen mit der Auslieferung in modernen Bild-Formaten, kombiniert mit der richtigen Pixelgröße, unterstützt Greening the Web markant.
Mehr als zwei Dutzende weitere, typische Sachverhalte ergänzen in der Praxis diese drei illustrativen Beispiele zur Dekarbonisierung von Webseiten.
Schlanker Programmcode steigert die Sichtbarkeit
Green Coding optimiert nicht allein den Energieverbrauch. Schlanker, optimierter Programmcode in Form von Software belohnt den Inhaber einer Webseite – als gewünschter und enorm wichtiger Nebeneffekt – mit einer erhöhten Sichtbarkeit seines Webauftritts. Weil alle führenden Suchmaschinen dem User ein optimales Nutzererlebnis bieten wollen, werden schlanke Webseiten in den Suchresultaten bevorzugt. Sie laden auf Smartphones auch bei schlechten Netzverbindungen blitzschnell! Durch den Verzicht auf Datenmüll trägt Green Code wesentlich zur Ladegeschwindigkeit bei.
Darum gehört Green Coding bei der Konzeption einer Webseite von Beginn weg in das Pflichtenheft jedes Erstellers.
Wenn die eigene Webseite die Reputation schädigt
Interessanterweise bewegt sich der durch die digitale Revolution ausgelöste Ausstoß von Karbon hierzulande noch kaum auf dem Radar der breiten Öffentlichkeit. Dies, obwohl in anderen europäischen Ländern der gigantische Energiekonsum der Serverfarmen immer mehr ins Blickfeld rückt.
In unseren Nachbarländern erhält die Vision eines sauberen Internets schon heute Rückenwind. Dieser Trend zum „Greening the Web“ und damit verbunden des „Green Coding“ wird die digitale Entwicklung – auf allen Ebenen, und damit auch für Webseiten – auch bei uns in der Schweiz zukünftig signifikant prägen.
Immer mehr Unternehmen und Organisationen verschreiben sich öffentlichkeitswirksam der Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Das ist erfreulich. Trotzdem riskieren nicht wenige von ihnen mit dem Trend zum „Green Web“ einen Imageverlust und Reputationsschaden, wenn nicht sogar den teilweisen Verlust ihrer Glaubwürdigkeit! Nur haben dies in der Schweiz bislang weder Klimaaktivisten, noch die für die Öffentlichkeitsarbeit zuständigen internen Stellen der betroffenen Unternehmen und Organisationen oder die Presse bemerkt.
Grafik 2: CO₂-Impact bei Webseitenbesuch pro Seite. Estimate, Details siehe Fußnote.
PCW Schweiz3, Glencore4 oder Eberhard5 – letztere Firma ist notabene der Gewinner des Schweizer Umweltpreises 2020 – betreiben ebenso wie die nationale Organisation Green Business Award6 aktuell selbst eine Internetpräsenz, welche als Energiefresser die – in der eigenen Charta kommunizierte – Forderung und Förderung von mehr Nachhaltigkeit als unglaubwürdig und teilweise absurd erscheinen lässt.
Was bedeutet Green Coding für bestehende Webseiten?
Grundsätzlich lässt sich jede bestehende Webseite optimieren. In welchem Umfang und mit welchem vertretbaren Aufwand dies möglich ist, kann mit einem Audit evaluiert werden.
Die Praxis zeigt, dass in der Zusammenarbeit mit Spezialisten – losgelöst von Rocket Science – bei Webseiten bereits bis zu 40 % Einsparungspotenzial innerhalb weniger Tage realisiert werden kann. Wie bei der Mehrheit aller Internet-Projekte bietet dabei das Paretoprinzip eine gute Orientierungshilfe: nur wer alle Möglichkeiten ohne Kompromisse ausreizen will, muss sich vor dem damit einhergehenden Aufwand fürchten.
Greening the Web: wie hilft Curnaglias?
Nachhaltigkeit-Optimierungen bestehender Webseiten starten mit einer Analyse (Audit). Auf dieser Basis erstellt das Team der Curnaglias GmbH drei Szenarien und Angebotspakete mit unterschiedlichen Zielsetzungen und abgestuften Preis-Tags: Basis-Optimierung (Behebung der Top-3-Probleme), maximale Optimierung (alle mit vertretbarem Aufwand umsetzbaren Maßnahmen) und – als goldener Mittelweg zwischen Basis und Optimum – eine Umsetzung aller Verbesserungen, die für sich alleinstehend betrachtet pro Maßnahme mehr als 7 % zur Verbesserung beitragen.
Bei der Planung und Konzeption neuer Webauftritte unterstützt das Pflichtenheft der Curnaglias für Green Coding die Zielerreichung. Dabei nimmt Curnaglias entweder die Expertenrolle für den Auftraggeber ein oder ist auf Wunsch des Kunden auch Kompetenzpartner für Internet-Agenturen und Auftragnehmer.
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Erläuterungen zu den Messungen:
1 websitecarbon.com, abgerufen am 19.9.22
2 Netcraft 2022, Web Server Survey
3 PWC Schweiz: pwc.ch/de.html, gemessen am 19.9.22. Webseite mit um 52 % höherem Ausstoß an CO₂ zur Referenzbasis; Richtwert: 0,51 g Karbon pro Webseitenbesuch. Ergibt bei 498.000 Webseiten-Aufrufen pro Jahr (Datenquelle: SEMrush) 254 Kilogramm CO₂ resp. 660 kWh p.a. (alle Angaben Schätzwerte auf Basis öffentlich zugänglichem Quellcode).
4 Glencore: https://www.glencore.com/, gemessen am 19.9.22. Webseite mit um 78 % höherem Ausstoß an CO₂ zur Referenzbasis; Richtwert 1,12 g Karbon pro Webseitenbesuch. Ergibt bei 498.000 Webseiten-Aufrufen pro Jahr (Datenquelle: SEMrush) 1899 Kilogramm CO₂ resp. 26.960 kWh p.a. (alle Angaben Schätzwerte auf Basis öffentlich zugänglichem Quellcode).
5 Eberhard: https://eberhard.ch/, gemessen am 19.9.22. Webseite mit um 93 % höherem Ausstoß an CO₂ zur Referenzbasis; Richtwert 2,46 g Karbon pro Webseitenbesuch. Ergibt bei 76.800 Webseiten-Aufrufen pro Jahr (Datenquelle: SEMrush) 189 Kilogramm CO₂ resp. 1.221 kWh p.a. (alle Angaben Schätzwerte auf Basis öffentlich zugänglichem Quellcode).
6 Green Business Award: https://greenbusinessaward.ch/, gemessen am 19.9.22. Webseite mit um 50 % höherem Ausstoß an CO₂ zur Referenzbasis; Richtwert 0,47 g Karbon pro Webseitenbesuch. Ergibt bei 1.488 Webseiten-Aufrufen pro Jahr (Datenquelle: SEMrush) 699 Kilogramm CO₂ resp. 24 kWh p.a. (alle Angaben Schätzwerte auf Basis öffentlich zugänglichem Quellcode).